Studien zum Set point
Die wohl wichtigste Untersuchung wurde 1950 in den USA von der Arbeitsgruppe um Keys durchgeführt. Ziel der Studie war, die Folgen von Hungern auf das seelische und körperliche Befinden zu untersuchen. An der Untersuchung nahmen junge, psychisch gesunde Männer mit durchschnittlichem Gewicht teil.
Die gesamte Studiendauer betrug ein Jahr. Während den ersten drei Monaten ernährten sich die Männer normal, entsprechend ihren bisherigen Essgewohnheiten. In den folgenden sechs Monaten, der eigentlichen Diätphase, wurde die individuelle Kalorienmenge halbiert. Unter dieser Reduktion der Kalorien verloren die Teilnehmer durchschnittlich 25 Prozent ihres Körpergewichts. In den letzten drei Untersuchungsmonaten bekamen die Teilnehmer wieder zunehmend mehr zu essen und nahmen entsprechend langsam wieder an Gewicht zu.
Auch Gesunde ändern Verhalten
Die Ergebnisse zeigten nebst der Gewichtsänderung überraschende Abweichungen im Verhalten der Männer: Während der Diätphase waren sie gedanklich immer mehr mit Essen beschäftigt und konnten sich immer weniger auf anderes konzentrieren. Dies galt nicht nur für Gesprächsthemen, sondern auch für Lesematerial.
Einige begannen Kochbücher zu lesen und Rezepte zu sammeln. Sie verbrachten viel Zeit damit, sich Gedanken über kommende Mahlzeiten zu machen. Zum Teil verbrachten die Teilnehmer Stunden beim Essen einer Mahlzeit, für die sie früher nur wenige Minuten benötigt hätten. Sie erlebten grosse Stimmungsschwankungen. Die meisten wurden gereizt und nervös, viele depressiv. Sie verloren das Interesse an sozialen Kontakten und zogen sich zunehmend zurück. Die Fähigkeit zur Konzentration und Auffassung nahm deutlich ab. Das Gleiche passierte mit der körperlichen Leistungsfähigkeit. Bei vielen traten Schlafstörungen oder Beschwerden im Magen-Darm-Bereich auf.
Der Grundumsatz und damit der Energieverbrauch der Teilnehmer reduzierte sich um zirka vierzig Prozent. Deshalb verloren die Männer weniger Gewicht, als aufgrund der Kalorienreduktion eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
Ja, kennt das hier vielleicht jemand
Während der Diätphase traten bei den Männern erstmals Essanfälle auf, wofür sich die Betroffenen schämten. Das normale Gefühl für Hunger, Sättigung und Appetit kam den meisten völlig abhanden. Diese Probleme dauerten auch nach Beendigung der Diät noch eine Weile an. In der abschliessenden Phase der Untersuchung nahmen die Teilnehmer wieder an Gewicht zu und erreichten wieder ihr Ausgangsgewicht.
Was bewirkt Gewichtszunahme?
Eine weitere wichtige Untersuchung ging der Frage nach, wieweit das Gewicht eines Menschen durch starke Erhöhung der täglichen Kalorienzahl ansteigt und welche Folgen sich daraus für das seelische Befinden ergeben. Diese Untersuchung wurde 1968 von der amerikanischen Forschungsgruppe um Sims durchgeführt. 15 Männer erhöhten innerhalb von sechs Monaten ihr Gewicht um 25 Prozent. Anfangs nahmen die meisten Teilnehmer problemlos einige Kilogramm zu. Dies änderte sich jedoch im weiteren Verlauf: Nur vier Männer nahmen durch die Überernährung (maximal 10’000 Kcal. pro Tag) deutlich zu. Die restlichen Teilnehmer mussten sich für eine weitere Gewichtszunahme enorm anstrengen und mit viel Überwindung grosse Mahlzeiten essen, um auch ausreichend zuzunehmen.
Das wiederum beruhigt mich ja irgendwo... Wenn ich esse udn esse udn esse, irgendwann werde ich trotzdem nicht weiter zunehmen... um genau zu sein, ist es demnaach schon schwierig, 25% des ausgangsgewichtes zuzunehmen (ich gehe mal von einen durschnittlichen NG- Anfangsgewicht aus)
Unter der Bedingung einer hochkalorischen Ernährung hatte sich der Grundumsatz der Teilnehmer stark erhöht. Das heisst, der Stoffwechsel verbrauchte mehr Kalorien, indem er beispielsweise mehr Wärme und Schweiss produzierte. Aus diesem Grund hielt sich die beobachtete Gewichtszunahme in Grenzen und fiel geringer aus, als aufgrund der Kalorienzufuhr zu erwarten gewesen wäre. Drei Teilnehmer hatten bis zum Ende der Untersuchung das Ziel einer 25 prozentigen Gewichtszunahme nicht erreicht. Nach Beendigung der Überernährung nahm die Mehrzahl der Teilnehmer schnell wieder ab und erreichte ihr Ausgangsgewicht.
Auch das ist gut zu wisse, oder?
Nur zwei Männer blieben übergewichtig; bei diesen beiden lag eine familiäre Vorbelastung mit Übergewicht vor und sie nahmen bereits von Anfang der Untersuchung an rasch und problemlos zu.
Fazit
Die Ergebnisse belegen die Set-Point-Theorie, nach der das individuelle Körpergewicht zu einem überwiegenden Teil biologisch festgelegt ist. Diäten sind keine dauerhaft wirksame Methode zur Gewichtsregulation, da spezifische Stoffwechselmechanismen der Diät entgegenwirken und so der Set-Point «verteidigt» wird. Das heisst, das Gewicht wird auf dem Niveau des Ausgangsgewicht stabilisiert. Unregelmässiges Essen, Fasten, Erbrechen, Essanfälle und der Gebrauch von Abführmitteln oder Appetitzüglern haben als gemeinsame Wirkung eine erhebliche Störung der normalerweise vorhandenen Gefühle für Hunger und Sättigung. Deshalb können auch bei bisher gesunden Menschen (mit normalem Essverhalten) im Rahmen einer stark kalorienreduzierten Diät alle Merkmale einer Magersucht oder Essbrechsucht auftreten.
Voilà: http://www.gesundheit.de/ernaehrung/esssto...ngen/index.html